Ein Dorf entsteht

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20012.

In den letzten drei Monaten hat sich unglaubliches getan.
Ausgehend von einigen neugierigen Ureinwohnern, welche überraschend die Gruppe meiner drei Bekannten besuchte, verbreitete sich die Kunde vom Fremden, der ungewöhnliche Behausungen errichtete, wie ein Lauffeuer. Wöchentlich und am ende fast täglich kamen kleine Gruppen oder einzelne Bewohner dieses Planeten zu mir und beobachteten mich. Anders als die schweigsamen drei auf der kleinen Insel, waren sie äußerst kommunikativ und ich lernte mindestens genausoviel von ihnen, wie sie von mir. Manche gingen mir sogar zeitweise zur Hand bei den Bauarbeiten.

 

So kam es auch, dass in kürzester Zeit tatsächlich eine recht ansehnliche Siedlung entstanden ist. Niemals hätte ich gedacht, dass dies so schnell möglich sein würde. Auch hatte ich unterschätzt, wie schnell die, bisher inaktiven, Kolonisationsgene aktiviert werden und entsprechende Hirnverknüpfungen ausbilden konnten. Es war erstaunlich zu sehen, wie schnell meine Mitsaurier lernten, mit einfachen Werkzeugen und selbst Bauzeichnungen umzugehen. Es kam mir fast vor, als wären sie sogar talentierter dabei, denn ich selbst.

Anfangs konnte ich jedoch noch keinen Ureinwohner dazu bringen, sich mit mir in den neu errichteten Gebäuden anzusiedeln. Dabei gab es bereits drei Wochen nach meinem Hausbau zwei weitere Hütten des selben Typs.

Hütten

Die ersten drei einfachen Behausungen.

Nach den Hütten bauten wir eine Halle, in der wir Baumaterial und Werkzeuge herstellen, vorbereiten und lagern konnten. Hier verbrachte ich auch viel Zeit, um Gebäudeentwürfe aus der Datenbank zu regenerieren oder die beschädigten Elemente per Hand zu ergänzen. Denn unglücklicherweise waren vor allem etliche grundlegende Gebäudedesigns verloren gegangen, welche für die Herstellung einer fundamentalen Versorgung bei gleichzeitigem Zurückgreifen auf einfachste Konstruktionsmaterialien notwendig waren.

Bauhof

Der neue Bauhof.


In den nächsten Wochen kamen ein Bauernhof und eine Baumplantage dazu. Hier würden in Zukunft verschiedene Feldfrüchte, Holz und Baumwolle aus den dafür geeigneten Pflanzen des Planeten aufgezogen und zur Ernte gebracht werden. Die Agrarkenntnisse der Ureinwohner werden dabei eine große Hilfe sein.

Farm

Erster Bauernhof

Farmer

Erster Bauer und damit erster Siedler der Kolonie.

Baumarkt

Lebensmittelladen

Bauernmarkt

Krämerladen.

Paradies

Das Paradies von einst …


Die letzten Wochen waren mit intensivster Bautätigkeit ausgefüllt. Es ist unglaublich, wie viele Ureinwohner plötzlich jeden Tag bei der Siedlung auftauchten und sich geschäftig zuwerke machten, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Noch viel interessanter war die psychologische Analyse. Die Pioniertätigkeit als Siedler schien die Motivation und auch das Gefühl für Glück und Erfüllung bezüglich ihrer bisherigen Lebensweise regelrecht zu überschreiben. Sie gingen völlig in den neuen Tätigkeiten auf. Und das obwohl noch immer niemand auf Dauer in eines der Häuser eingezogen war. Selbst der Bauer wechselte alle vier oder fünf Tage. Dabei übernahm interessanterweise sein jeweiliger Nachfolger die Tätigkeiten unglaublich souverän, obwohl er seinem Vorgänger nie länger als zwei, drei Tage lernend und helfend zur Hand ging. Erstaunlich was die genetische Impfung einer zukünftig zu kolonisierenden Welt bewirken kann und wie präzise sich das Leben zur vordefinierten Form entwickelt und sich die angestrebten Eigenschaften in den Vertretern der eigenen Spezies integrieren und nun plötzlich aus dem langen Prozess der Evolution ans Tageslicht gebracht werden.

Aufgrund dieser Entwicklung konnten in den vergangenen Wochen eine Schreinerei, eine Textilmanufaktur, eine kleine Bekleidungsfabrik, über 12 kleine Wohnhäuser, ein Rathaus und ein Polizeigebäude errichtet werden. Letzteres dient momentan allein der Sicherheit vor wilden Tieren und der strukturellen Organisation der Bauarbeiten und Produktionsstätten. In der Verwaltung laufen alle Informationen über die Bedürfnisse der ersten Einwohner zusammen, über die vorhandenen Nahrungsmittel, Baumterialien und anderen Erzeugnisse, die mittlererweile hergestellt werden.

Fabriken

Die ersten handwerklichen Manufakturen entstehen.

Blick

Blick über das Rathaus mit Doppel-Planetendurchgang vor der Sonne. Ich kann es kaum erwarten, sie eines Tages aus der Nähe zu erkunden (die Planeten, nicht die Sonne), auch wenn das noch viele Jahre dauern wird.

Rathaus

Das Rathaus und Verwaltungszentrum der neuen Gemeinde.

Werksiedlung

Wohnhäuser am Strand mit Fabriken im Hintergrund.

Idyllisches Arbeiterviertel.

Idyllisches Arbeiterviertel auf einer Halbinsel.

Reihenhäuser.

Reihenhäuser am Bodden.

„Polizei“gebäude in der Bucht.

Plantage

Die Gehölzplantage.

Strandsiedlung

Wohnen in Reihe aber mit Strand vor und hinter dem Haus.

Inselparadies

Paradiesisches Wohnen auf der Halbinsel.

Mit Einrichtung dieses ausführenden Organs der ersten rudimentären Regierung, nimmt der Zuwachs an Siedler*innen stetig zu. Wöchentlich kommen mehrere neue Dorfbewohner hinzu, die sich nun auch permanent ansiedeln, da sie regelmäßig mit dem nötigsten versorgt werden. Inzwischen wollen die Ureinwohner – die nun eigentlich keine mehr sind, auch Kleidung tragen. Allerdings kann ich das bei dem Klima hier nachvollziehen. Zwar schneit es so gut wie nie, doch ist es eben hier an der Küste oft kalt, stürmisch und regenerisch. Es ist ein Paradies, aber zumeinst kein sommerliches.

Einwohner.

Wohnen und Kleidung: Für alle erschwinglich. (Offizielle Zahlungsmittel wurden sowieso noch nicht eingeführt.)

Dennoch ist der erste Schritt und damit die Gründung der neuen Siedlung „Cardia“ nun offiziell erfolgt. Es soll demnächst dazu auch ein erstes Fest geben. Ich bin schon gespannt auf die feierlichen Gebräuche meiner Mitsaurier.

Grundsteinlegung (im wahrsten Sinne des Wortes)

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20008.

Vor zwei Monaten habe ich die Arbeiten am Steinbruch begonnen und konnte rudimentäre Strukturen schaffen. Diese werden vorerst genügen müssen, um den Bedarf an Baumaterial zu decken. Später würde aber auf jeden Fall der Bereich des Abbaus ausgeweitet werden müssen.

Wenn ich noch einige Zeit im Seinbruch tätig bin, kann ich bald das erste Haus errichten.


Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20009

In mühsamer Arbeit ist es mir gelungen, in nur anderhalb Monaten, eine erste Hütte zu zimmern. Diese markiert nach fast neun Monaten den Beginn der Kolonisierung auf dem damals frisch getauften Planeten Cardia.

Haus
Erstes Haus mit Steinbruch im Hintergrund

Der Bau erfolgte natürlich nach Zeichnungen und ausführlichen Beschreibungen mithilfe meines Mikrocomputers. Leider habe ich bemerkt, dass irgendwie die Gebäudedatenbank beschädigt wurde. Es stehen weitaus weniger verschiedene Architekturpläne zur Verfügung, als es der Fall sein sollte. Weil ich diese Datenbank seit meiner Ankunft fast gar nicht benutzt habe, ist mir der Verlust nicht aufgefallen und dem Computer leider auch nicht. Bedauerlicherweise lässt sich nach so langer Zeit auch keine Schadensursache mehr feststellen.
Die neue Zivilisation wird wohl mit weniger differenzierten Bauten auskommen müssen und sich hoffentlich nicht in ihrem ästhetischen Empfinden beleidigt fühlen, wenn sich die gleiche Architektur immer wiederholt. Allerdings sehe ich schon Probmele voraus, wenn sich verschiedenste Produktionsstätten oder auch Wohnäuser, doch wie ein Ei dem anderen gleichen. Wie wird die eingeborene Bevölkerung wohl darauf reagieren, wo sie doch gewohnt ist, dass sich jeder Zentimeter ihrer Umgebung vom anderen deutlich unterscheidet? Wie lange wird es dauern, bis die verbogenen Gencodes aktiviert werden, welche ihnen helfen, sich an eine neue, zivilisatorisch weiterentwickelte Lebensweise anzupassen?

Diese und andere spannende Fragen werde ich in den nächsten Monaten wohl beantworten können, während ich versuchen werde, ein paar der verschwundenn Gebäude aus der Datenbank wieder zu finden.

Erste Bauarbeiten

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20006.

Diesen Monat habe ich mit dem Bau eines einfachen Landweges zur Hauptinsel begonnen. Das Aufschichten von Erde und Schlick ist anstrengend, aber es funktioniert. Seltsamerweise ergibt sich durch die schwache aber permanente Sonneneinstrahlung teilweise ein schnell trocknendes und festes Gemisch. Dies mag auch an den besonderen Pflanzenteilen liegen, die sich hier in erheblkicher Menge im Boden befinden. Sie scheinen eine photoplastische Reaktion hervor zu rufen, welche die beschleunigte Verfestigung des Materials begünstigen.
Dieser Umstand sollte genauer untersucht werden. Unter Umständen ist er auch beim Bau von Gebäuden relevant und könnte einiges erleichtern bei der Gründung einer Siedlung. Die Datenlage meines subcutanen Mikrocomputers reichte nicht aus, um eine detaillierte und aufschlussreiche Analyse vorzunehmen. Allerdings stand auch jetzt schon so viel fest, als dass ich die Materialien für die sonnenzugewandten Teile der Gebäude bei der Konstruktion nutzen würde. In nicht allzu ferner Zukunft sollte ich ein Labor errichten. Heimlich zur Landekapsel zurück zu kehren und den organischen Scanner an Bord zu benutzen, traute ich mich nicht. Schließlich wollte ich die Urbevölkerung nicht in unnötige Aufregung versetzen.

Inselerkundung und Traumstrand

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20005.

Als einsamer Pionier auf einer neuen Welt braucht es wahrlich Geduld. Die geologischen Untersuchungen rund um den Lagerplatz der Ureinwohner sind nahezu abgeschlossen. Erfreulicherweise gibt es eine vielzahl verschiedenster Bodenschätze und Ressourcen in unmittelbarer Nähe zueinander. Dies sind eigentlich ideale Voraussetzungen für die Gründung einer ersten Siedlung. Hier jedoch macht es der Lagunencharakter dieser Inselwelt zu einer ungeahnten Herausforderung. Dies ist auch ein Teil der Erklärung, warum ich bisher über vier Monate für die Prospektion brauchte. Zusätzlich habe ich ja auch noch die Biologie des Planeten studiert, um zumindest eine sichere Nahrungsversorgung für die ersten Siedler zur Verfügung stellen zu können.
Um weitere Einblicke in meine reguläre Arbeit während dieser Zeit zu gewähren, führe ich meinen Logbuchtageseintrag von letztem Monat noch einmal fort.

Am morgen schwamm ich nach dem Frühstück zur großen Insel und erkundete ihren westlichen Teil. Dieser wies mehrere flache Strandausläufer mit Bodden dazwischen auf. Es gab einige hohe Dünen, aber imgrunde eignete sich dieser Bereich gut zum Errichten erster Siedlungsstrukturen. Mein Implantatsensor meldete diverse Rohstoffvorkommen unterschiedlichster Art auf engem Raum entlang der Küste und auch im Flachwasser.

Angesichts dieser hervorragenden Aussichten baute ich mir aus Holz und Steinen eine primitive Schaufel und einen Hammer.
Bei der weiteren Erkundung machte ich eine gute Stelle zur Gewinnung von Naturstein aus und markierte sie auch gleich. Daneben würde ich das erste kleine Wohnhaus der Cardia errichten. Es hätte einen wundervollen Blick nach Süden auf den himmlischen Strand.

Eigentlich müsste man diesen doch so erhalten, wie er war. Jedoch würde wahrscheinlich der Mangel an geeigneten Bauplätzen und die reichen Rohstoffvorkommen dazu führen, dass hier ein Industriestandort entstehen müsste. Was für eine Schande. Vielleicht ließen sich ja noch andere Rohstofflagerstätten finden und sich dieses Kleinod bewahren. Andererseits gab es durch den Inselcharakter der Welt auch anderswo noch ausreichend schöne Strände.

Da ich auch nicht ständig mit einem Segelboot solch kleine Entfernungen zwischen ihnen auf dem Wasser oder noch schlimmer schwimmend überwinden wollte, würde sich als nächstes die Priorität ergeben, einen Landweg zu schaffen. Aufgrund der unterschiedlichen, aber geringen Wassertiefe, würde sich dies sicher bewerkstelligen lassen, wenn auch nicht ganz ohne Herausfoderung.

Doch nun dämmerte schon wieder der Abend und ich kehrte erstmal, mit ein paar frisch gesammelten Früchten, zum Lager zurück. Dies war der Vorteil der üppigen Vegetation: Die Nahrungssuche war wirklich sehr einfach.

praktische Notwendigkeit

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20004.

Aufgrund des jungleartigen Bewuchses, der Lagunenwelt und der Topografie des Geländes stellte sich die geologische Erforschung als eine langwierige Herausforderung dar. Deshalb verbrachte ich noch einen weiteren Monat mit diesem Studium. Ich führe exemplarisch meinen Tageslogbuchbericht vom letzten Monat fort.

Die Nacht an meinem Lagerfeuer auf dem Grat verlief ruhig, auch wenn ich nicht gut schlafen konnte. Gegen Beginn der Morgendämmerung schlich irgend etwas im dunklen Unterholz um mein Nachlager herum. Ich stand auf und versuchte mithilfe der Kienfackel, die ich mir gemacht hatte, etwas zu erkennen, was mir aber nicht gelang.
Also frühstückte ich etwas von den bohnenartigen Früchten, die ich gestern gefunden und über Nacht in Wasser eingelegt hatte. Bis zu ersten Tageslicht, das mir nützlich sein würde, dauerte es bestimmt noch eine Zeit. Ich schnitzte mir eine Holznadel und nutzte Pflanzenfasern als Garn. So nähte ich mir aus der gestern gesammelten Baumwolle Textilien. Daraus wollte ich zuerst etwas zum Anziehen fertigen, gegen die Kälte. Doch dafür würde ich noch mehr Baumwolle brauchen.
Diese ging ich im Morgenlicht suchen und fand reichlich davon. Es war so viel, dass ich mir im Laufe des Tages sogar noch einen Rucksack herstellen konnte. Der ermöglichte mir nun, ein paar Früchte mit zum Aufenthaltsort der Ureinwohner zu transportieren, worüber sie sich sicher freuen würden.

Im Dickicht sah ich ganz kurz etwas herumstreifen. Aber durch die üppigen Blätter konnte ich nichts detailliertes erkennen. So schwamm ich dann also wieder hinüber zur Insel mit den Einheimischen und aß mit Ihnen. Es war wieder ein sehr wortkarges Mahl und der kurze Tag neigte sich auch schon seinem Ende zu.

Ich beschloss früh schlafen zu gehen und morgen eine ausgedehnte Erkundung der großen Insel vorzunehmen.

Mineralogische Erkundung der Umgebung

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20003.

Dieser Monat war vor allem mit wissenschaftlichen Untersuchungen der Geografie und der Geologie der näheren Umgebung verbunden.

Exemplarisch stelle ich hier einen meiner Logbuch-Tageseinträge zur Verfügung.

Nach Sonnenaufgang und einem kleinen Frühstück, machte ich mich zu einer Erkundungstour in der Umgebung des Lagerplatzes der Ureinwoner auf. Ich wollte sehen, ob ich die genaue Position der Ressourcen-Lagerstätten bestimmen konnte, welche für den Aufbau einer neuen Zivilisation unerlässlich waren. Einige befanden sich in unmittelbarer Nähe und wurden während meiner Anwesenheit bereits von meinem Implantat-Sensor erfasst. Weitere müssten sich, laut der hinterlegten Messdaten aus der Landekapsel, in nicht allzu weiter Entfernung befinden.

Die Schwierigkeit bei dieser Unternehmung bestand darin, dass ich einen guten Teil des Weges schwimmend zurücklegen musste. Außerdem waren die Tage hier oben im Norden offensichtlich nicht gerade lang – dafür die Nächte umso mehr.

Ein Eisenerzvorkommen wurde mir direkt in der Nähe angezeigt, jedoch auf einer noch kleineren Insel, als jene mit dem Lagerort der Eingeborenen. Irgendwie würde ich die Inseln mit Deichwegen oder Brücken verbinden müssen, um an alle nötigen Rohstoffe zu gelangen und diese mit vertretbarem Aufwand zu ihrem jeweiligen Verarbeitungsort zu transportieren.

Ich scannte eine kleine, sich im Osten an das Basiscamp anschließende Insel. Sie enthielt einige Mineralien und Kristalle. Ich hoffte, dass ich irgendwo im flachen Küstenbereich auch noch eine Ölquelle finden und dass sie eine landgestützte Förderung zulassen würde.
Also schwamm ich zur nahen, weitaus größeren Nachbarinsel und stellte dort Nachforschungen an. Ich inspizierte die Pflanzen und achtete auf jene, die mir der Heiler beschrieben hatte. So konnte ich einige Früchte und etwas Baumwolle gewinnen.

Nach einem ausgedehnten Rundgang entdeckte mein Sensor wirklich eine gut geeignete Ölquelle und ich war erleichtert. Von hier aus ließ sich bestimmt eine Siedlung errichten, auch wenn das Gelände etwas schwierig war.
Die kleinen Inseln boten nicht ausreichend Platz für Gebäude und Straßen gleichzeitig. Diese hier war zwar deutlich breiter, als die vier umliegenen. Aber in ihrer Mitte erstreckte sich ein schmaler, aber hoher Grat, der eine Babauung unmöglich machte.

Weil es schon wieder zu dämmern begann und ich an diesem Tag bisher noch keinem wilden Tier begegnet war, begab ich mich zum höchsten Punkt des Grates, der etwas weniger dichte Vegetation aufwies, als die Umegebung. Dort sammelte ich etwas Holz und entzündete eine Lagerfeuer. So verbrachte ich die zweite Nacht auf dieser filigranen Welt mit einem genüsslichen, selbst zubereiteten Abendbrot aus eigens gesammelten Früchten.

Ein wunderschöner Ort

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20002.

Dieser Planet ist ein wahres Paradies.
Blauer Himmel, tiefblaues Meerwasser, azurblau beleuchtete Wolken bei Sonnenaufgang und Laubbäume mit prächtigen Blätterkronen.

Es gibt nur eine Sonne, die recht klein und weiß ist und leider nicht besonders gut wärmt. Dabei lieben Saurier doch ein ausgedehntes Sonnenbad und die wohlige Hitze so. Laut Sensorendaten befand ich mich unglücklicherweise auch noch auf der nördlichen Hemisphäre, etwas oberhalb der Mitte zwischen Äquator und nördlichem Polarkreis.


Offensichtlich war die vor mehr als zweihundert Jahren durchgeführte „Impfung“ des Planeten mit Saurier-DNA-Bestandteilen erfolgreich verlaufen. Das Genmaterial ist so programmiert, dass sich unsere Saurierspezies – in extrem beschleunigtem Tempo – zur höchsten Spezies in der neuen Biosphäre entwickelt. Andere reptile Arten kommen aufgrund der natürlichen Schwankungen und nicht auszuschließenden Zufallsreproduktion in gewissem Umfang vor, sollten aber deutlich weniger weit fortgeschritten sein in ihrer Evolution. Nichtreptile Arten kommen nach dem Zufallsprinzip und entsprechend ihrer beschleunigten genetischen Entwicklung in unterschiedlichster Ausprägung vor.

An diesem ersten Tag endeckte ich sogleich einen echten fliegenden Fisch.

Und in der folgenden Nacht wurde ich Zeuge eines beunruhigenden Spektakels im flachen Wasser, einige Meter entfernt von unserer Gruppe entfernt. Offensichtlich kämpften zwei Tiere unterschiedlicher Spezies miteinander. Zuerst hörte ich sie nur im Wasser plantschen. Dann erzuckte ein Heller Blitz in meinem Augenwinkel. Entsetzt hielt ich Ausschau nach Wesen, die eine Energiewaffe abgefeuert haben könnten oder nach sonst einem Zeichen fortgeschrittener Technologie. Dann sah ich die zwei Tiere gespenstisch in dem Schein ihrer eigenen elektrischen Entladung als Silhouette. Ein beeindruckendes Schauspiel – wenn auch nicht ungefährlich!

Dies würde in Zukunft auf alle Fälle zu einem interessanten Thema der Exobiologischen Forschung werden. Wobei hier der Begriff „Exo“ nicht zu 100% zutrifft. Immerhin tragen die hier angesiedelten „Ureinwohner“-Saurier zu einem Großteil das genetische Material meiner urprünglichen Art in sich. Nur geringfügig ist die DNA verändert, weil sie natürlich die chemischen Elemente für ihren Bau verwenden musste, die speziell auf diesem Planeten vorkommen.


Aber verlassen wir nun diesen Exkurs in die Genbiologie des Terraformings und kehren an den Lagerplatz der Ureinwohner zurück.

Der Heiler zeigte mir in den letzten Wochen einige von den Früchten, die er mir als essbar beschrieb und lernte mir, wie man sie zubereitet oder roh verzehren kann. Wir hatten erstaunlich wohlschmeckende Mahlzeiten und ich war froh, dass sie doch nicht nur aus Algen bestanden.

Ich sprach außerdem mehrmals mit dem Dorfältesten, dessen Weisheiten sich mir nicht wirklich erschlossen. Der Universalübersetzer leistete mir dabei auch keine nutzbringende Hilfestellung.

Zur Dämmerung gesellte ich mich meist zu den immernoch sehr schweigsamen Wesen und  betrachtete den Sternhimmel mit dem Band der Galaxie, das sich über ihn hinweg zog. Dieses System liegt weit draußen auf einem entfernten Spiralarm. Was für eine schöne Welt – auch wenn ich auf mehr als einen Zentralstern gehofft hatte.

Erfolgreiche Landung und Kontaktaufnahme

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20001.

Die Landung mit meiner Interstellar-Kapsel war ein voller Erfolg. Sie wasserte etwa einen Kilometer entfernt von einem Lagerplatz der Ureinwohner, den die internen Sensoren vom Orbit aus endeckt hatten. Eigentlich schreibt die Richtlinie einen Mindestabstand der Landung von 10 km zu Behausungen der einheimischen Bevölkerung vor. Weil jedoch die Oberfläche dieses Planeten aus einer reichen Inselwelt besteht und ich nicht 10 km schwimmen wollte und konnte, blieb mir nichts anderes übrig. Zum Glück gewitterte es, sodass meine Landung hoffentlich unbemerkt bleiben würde.

Ich wasserte also zur Nacht, was ein gewisses Risiko barg. Aber schließlich bin ich ein durchtrainierter Saurier-Pionier und nicht so leicht unterzukriegen. Ich ließ meinen Raumanzug und meine sonstige Lande- und Notfallausrüstung zurück und ließ die Kapsel auf den flachen Grund der Küste sinken. Nach der Tradition, ist dies der vorgeschriebene Weg für Ein-Saurier-Kolonisationen. So schöpfen die genetisch angesiedelten, ursprünglichen Saurier keinen übermäßig großen Verdacht und der Erstkontakt gelingt in der Regel ohne Zwischenfälle.

So, wie ich erschaffen war, ging ich in Richtung des Lagers der Eingeborenen. Nun gut. Ich hatte natürlich mein subcutanes Mikrocomputer-Implantat und meine kleine Sensordrohne zur Hilfe, die mir den Weg wiesen und sich auch sonst generell als sehr hilfreich erwiesen. Ersteres würde mir auch die Kommunikation mit den Einheimischen ermöglichen.


Das Lager sah spärlich und zugig aus. Es befand sich auf einer winzigen, länglichen Insel mit einer Ausdehnung von ca. 100 mal 10 Metern im hüfthohen Küstengewässer. Es gab nicht einmal ein Zelt oder einen anderen Unterschlupf. Es wuchsen nur ein paar Gräser und Büsche hier, nichts essbares. Ernährten sie sich etwa von Algen? Ich hoffte, das dem nicht so wäre. Daran würde ich mich nur schwer gewöhnen können.

Ich kam innerhalb eines Monats nur sehr langsam mit den drei Anwesenden in Kontakt. Seltsamerweise waren sie eher verhalten und sprachen kaum mit mir. Ich hätte erwartet, dass sie mir viele Fragen stellen und hatte eigentlich auch viele an sie. Zögernd erfuhr ich, dass es einen Ältesten der Gruppe gab, einen Heiler und einen jugendlichen oder kleinwüchsigen Saurier. Der Heiler war sehr freundlich und der erste, der sich mit mir unterhielt. Das war ein gutes Zeichen. Denn seine Hilfe würde ich sicher irgendwann nötig haben bei diesem Unterfangen.

Ein gewaltiges Erbe

Persönliches Logbuch Kratok T’Ran II. Sternzeit 20000.

Es ist mir eine Ehre, mich vorstellen zu dürfen. Ich bin Kratok T’Ran der Zweite, ein angesehener Saurier.
Bei diesem Namen werden die meisten Leser*innen unwillkürlich an Kratok T’Ran denken – meinen Vater.

Nachdem die Aufzeichnungen seiner Kolonisierungsmission vor kurzem von einem Tiefen-Subraumsensor unseres Generationenschiffes aufgezeichnet und veröffentlicht wurden, kennt nun jeder Saurier in allen Zonen des Schiffes seine Geschichte. Somit wurde auch ich berühmt. Dabei habe ich noch gar nichts wesentliches vollbracht.
Mein Vater hingegen wird als Held verehrt.
Es ist schwer, in seine Fußstapfen zu treten. Doch es ist mein Wunsch, schon so lange ich denken kann.

Warum ich nicht bei meinem Vater war, als er zur Besiedlungsmission der Cardias aufgebrochen ist?
Nun, das erklärt sich leicht. Damals litt ich an einer schweren Form der ansteckenden Schuppenflechte und musste in einer Isolierstation behandelt werden. Sie werden verstehen, dass Schuppenflechte bei Sauriern, deren Haut aus Millionen von Knochenschuppen besteht, eine erntszunehmende Sache ist. Die Ärzte untersagten eine Überstellung an ein Kolonieschiff, denn die Strapazen einer Erstbesiedelung hätte ich wohl in diesem Zustand kaum überstanden.
Damals war ich sehr traurig darüber, nicht mit meiner Familie auf einem neuen Planeten leben zu können. Doch mir war natürlich völlig klar, dass die Mission nicht verschoben werden konnte. Und das mein Vater unbedingt daran teilnehmen würde, war eine feststehende Tatsache. Nun, ich war ja auch kein Kind mehr und hatte mein eigenes Umfeld, wenn auch keine eigene Familie.

Letzten Endes bin ich froh, nicht mit an Bord des verunglückten Kolonieschiffes gewesen zu sein. Denn ich hätte den ersten Tag der Mission nicht überlebt, wie so viele andere tapfere Kolonis*innen und meine geliebte Mutter und Brüder. Nur meine Schwester hatte überlebt. Ob ich je wieder von ihr oder meinem Vater hören würde?
Nun aber würde ich zuerst von meinen Großeltern für immer Abschied nehmen müssen, die sich ein gutes Leben auf dem Generationenschiff aufgebaut haben und dieses keinesfalls verlassen wollen.

In den 50 Jahren nachdem die lezten Berichte aus der Kolonie Cardias eingetroffen sind, hat sich eine besondere Tradition entwickelt. Nämlich die der langsamen Ein-Saurier-Kolonialisierung.

Nun mögen sich Leser*innen denken: Wie kann es eine Kolonialisierung sein, wenn gar keine große Menge an Kolonist*innen einen neuen Planeten besiedeln will, sondern nur ein Saurier allein?
Nun, so genau kann ich diese Frage gar nicht beantworten.
Auf jeden Fall wird ab und an eine Welt auf diese Weise entwickelt, wenn sie sich in der Nähe von anderen, zu besidelnden, Planeten befindet und nicht die idealsten Bedingungen für die erfolgreiche Gründung einer Saurier-Zivilisation bietet.

Der Vorteil einer langsamen Kolonisierung unter Berücksichtigung und Einbeziehung der angesiedelten Ureinwoner konnte durch die Aufzeichnungen meines Vaters und weitere Vorhaben dieser Art bestätigt werden.

Um den, an mich gestellten, Erwartungen gerecht zu werden, werde ich also morgen zu einem Planeten eines Sternclusters aufbrechen, in dem sich noch weitere Siedlungskandidaten befinden, welche von richtigen Kolonieschiffen angeflogen werden. Gelingt meine Aufgabe, steht in nicht allzu ferner Zukunft eine weitere Kolonie als Handels- und Lebensraum zur Verfügung und kann notfalls anderen Siedler*innen als Ausweichplanet dienen.

Zu Ehren des Werkes meines Vaters, wird der Planet und die Zivilisation Cardia genannt.

Große Überraschung :-)

Shores of Hazeron hat mich wieder.

Wer hätte das je gedacht, dass es nach über fünf Jahren technischem Fortschritt immer noch keine Sandbox-Weltraumsimulation á la Shores of Hazeron gibt. Zwar haben sich die Grafik und Bedienbarkeit von Weltraumspielen sowie die inhaltlichen Möglichkeiten ein großes Stück weiter entwickelt. Aber ein so genre-umfassendes Meisterwerk, wie „Haxus“ es hier geschaffen hat, konnte bisher nicht erreicht werden.

SoH hat sich indes an manchen Stellen verändert, manches ist auch noch genauso, wie ehedem.

Die Faszination und das Abenteuer sind jedefalls geblieben und fesseln mich nach wie vor. 🙂